Schamanismus in unserer Kultur

Der Einfachheit halber benutze ich hier den Begriff "SchamanIn". Eigentlich muß es heißen: "Schamanisch Tätige" oder "Schamanismus Praktizierende", da es hier in Westeuropa leider keine schamanische Tradition mehr gibt.

Es wäre vermessen, die Techniken und Inhalte, die uns von anderen, wirklich schamanischen Kulturen (wie z. B. einigen indigenen Völkern Südamerikas, den Tuva in Sibirien, den Samen in Lappland etc.) anvertraut wurden, als eigenes Kulturgut auszugeben.

Natürlich dürfen wir mit diesen Techniken arbeiten, sie auch weiterentwickeln und an unsere Bedürfnisse anpassen, aber wir dürfen nicht vergessen, daß sie für uns nicht "gewachsen", d. h. aus der Zeit entstanden sind.

Unsere Umgebung ist meist städtisch, wir kennen die Naturgeister nicht, die hier leben oder lebten. Wir sind nicht vertraut mit den heilenden oder schädlichen Pflanzen, ernähren uns von industriell gefertigten "Lebensmitteln"; viele Kinder glauben, Kühe seien lila und das Fleisch wachse im Supermarkt. Wir haben keinen Bezug zur Natur, weil wir nicht in, mit und von ihr leben. Wir sind entfremdet, und die Jahrhunderte der "Zivilisation" und der dogmatischen Kirchen, die uns geprägt haben, lassen sich nicht einfach wegleugnen.

In schamanischen Kulturen arbeiten die SchamanInnen nicht allein; sie werden von der Dorfgemeinschaft oder Familie unterstützt. Ihre Arbeit ist dort nicht erklärungsbedürftig, sondern Bestandteil des täglichen Lebens. All dies gilt hier nicht. Daher sollte klar sein: ich beanspruche für mich auf keinen Fall die Bezeichnung "Schamanin", sondern bin allenfalls schamanisch tätig. Dies allerdings aus ganzem Herzen.